Geschichte
Tradition seit über hundert Jahren
1363 hat für den Gasthof Rechenhof besondere Bedeutung. In diesem historischen Jahr wurde das Land Tirol vom Fürstengeschlecht der „Meinhardiner“ an die Habsburger übertragen und der Rechenhof oberhalb von Mühlau gelegen als „Reachhof“ erstmals urkundlich erwähnt.
Wer kennt ihn nicht, den idyllisch gelegenen Gastbetrieb am Sonnenplateau oberhalb von Innsbruck. Schon seit Generationen ist der „Rechenhof“ eines der beliebtesten Ausflugsziele der Innsbrucker. Bekannt als „Oase der Ruhe“ im Innsbrucker Naherholungsgebiet steht er in der Gunst von stressgeplagten Mitmenschen an vorderster Stelle.
Und das hat natürlich seinen Grund: Geschätzt wird von den einkehrenden Wanderern nicht nur das einzigartige Panorama rund um die Bergwelt des Inntales, sondern auch das Ambiente des Traditionsbetriebes, das die Familie Speckbacher ihren Gästen bietet.
Bekannt ist der Ausflugsgasthof für seine herrliche Küche sowie seine reichhaltige Auswahl an hausgemachten „Leckereien“, die entweder bei entsprechender Witterung im Gastgarten oder in den gemütlichen Stuben verzehrt werden können.
Darüber hinaus erfreut sich das lichtdurchflutete „Salettl“ bei Hochzeitsgesellschaften und anderen Veranstaltungen von Seminaren bis zu Firmenfeiern größter Beliebtheit.
Dass der Rechenhof eine idealer Ausgangspunkt für Wanderungen und Bergtouren ist, wissen nicht nur Einheimische, sondern auch Touristen. Bereits seit Jahrzehnten beherbergen die Familie Speckbacher in ihrem Haus Gäste aus aller Welt.
Bewegte Geschichte des Rechenhofs
Das jetzt über 640 Jahre alte Gebäude atmet Geschichte.
Es wurde 1363 von den Habsburgern als Jagdhaus errichtet. Das Adelsgeschlecht ließ neben dem Ansitz ein Tiergehege errichten, um Rehzucht zu betreiben. Und davon lässt sich der Name Rechenhof, der im Volksmund auch „Reachhof“ hieß, ableiten.
Bis zum Jahr 1898 war das Gebäude ununterbrochen im kaiserlichen Besitz, das während dieser Zeit an Lehensherren der Habsburger zur Bewirtschaftung übertragen wurde. „Zu den prominentesten Gästen, die im Jagdhaus – in der sogar eine Kapelle untergebracht war – übernachtet haben, zählen neben unzähligen Landesfürsten zweifellos Kaiser Maximilian, der ein leidenschaftlicher Jäger war“, erzählt der Seniorchef Heinz Speckbacher aus der Geschichte des Hauses.
Der letzte Lehensherr, dessen Name in Vergessenheit geraten ist, hat das Anwesen von den Habsburgern erworben und kurz vor der Jahrhundertwende erstmals mit dem Ausschank begonnen.
1902 hat mein Urgroßvater, Alois Speckbacher, den Hof gekauft. Er stammte von Gnadenwald und war ein direkter Nachkomme des berühmten, 1820 verstorbenen Tiroler Freiheitshelden Josef Speckbacher, ab. Sein Hauptaugenmerk lag in der Bewirtschaftung der Landwirtschaft, das Gasthaus war nur ein „Zubrot“. Noch heute erinnert an meinen Urgroßvater eine von ihm in Auftrag gegebenen Wanduhr, die immer noch im Gastlokal Bewunderung findet. 1906 ließ er eine Veranda errichten, die für diese Zeit eine Besonderheit war, freut sich Heinz Speckbacher über das Schaffen seiner Vorfahren.
Eng verbunden mit dem ersten großen Aufschwung für den Gastbetrieb erwies sich die am 12. September 1906 eröffnete Hungerburgbahn und die Errichtung des 1908 fertiggestellten Rosnerweges, der bis heute eine ideale Verbindung zwischen der Hungerburg und dem Rechenhof bildet. Der nach dem damaligen Obmann des Innsbrucker Verschönerungsvereines Prof. Johann Rosner benannte Weg ist noch heute einer der schönsten Wanderwege Innsbrucks. Darüber hinaus haben italienische Kriegsgefangene des ersten Weltkrieges einen Weg von Mühlau zum Rechenhof gebaut, der als Wanderweg im Sommer und in Folge auch im Winter als Rodelweg bis in die Sechziger Jahre äußerst beliebt war. Das Ende der Rodelbahn kam mit der Sandstreuung, um die Sicherheit für den Verkehr zu gewährleisten.
Das Gesetz der Serie
Nachdem Alois Speckbacher 1917 verstarb, war dessen Sohn Max für die Geschicke des Gasthofes verantwortlich, bis er 1956 durch einen tragische Unfall ums Leben kam. Speckbacher: „Alle meine Vorfahren sind nicht eines natürlichen Todes gestorben. Josef Speckbacher ist bei der Arbeit tödlich verunglückt. Mein Großvater Alois wurde im Mühlauer Graben vom Pferd getreten und tödlich getroffen und mein Vater Max wurde beim Reversieren eines Lastwagens an der Hausmauer zerdrückt. Wie es das Schicksal so will sind alle drei im 57. Lebensjahr umgekommen.
Das hat mir an meinem 57. Geburtstag zu denken gegeben und ich bin in diesem Jahr besonders vorsichtig gewesen. Doch das Gesetz der Serie hörte bei drei auf, freut sich Heinz Speckbacher.
1959 übernahm Heinz Speckbacher den von seiner seiner Mutter Johanna zwischenzeitlich geführten Betrieb. Leider wurde der Rechenhof, wie schon einmal im Jahr 1880, am 21. September 1972 durch eine im angrenzenden Heustadel ausgelöste Heuselbstentzündung völlig verwüstet.
Damals hatte ich beschlossen, das Gebäude einer Generalsanierung bzw. Erweiterung zu unterziehen.
Seit nunmehr 15 Jahren ist mit Sohn Werner, die vierte Generation um das Wohl der Gäste bemüht und hält an der Tradition seiner Vorfahren fest. „Um die Stammkunden zufrieden zu stellen, gilt es, das Haus in einem ,Top-Zustand’ zu halten. Daher habe ich schon vor zehn Jahren die Gästezimmer nach modernsten Standards eingerichtet und 1998 mit dem ,Salettl’ einen neuen Pavillon für das Tagesgeschäft errichtet.“ schwärmt der Vollblut-Gastronom von seinem Betrieb.
Tatkräftige Unterstützung findet der Gastwirt dabei von seiner Mutter Maria, die um das leibliche Wohl der Gäste bemüht ist.
Besonders stolz ist Werner Speckbacher auf seinen neu erbauten Weinkeller unterhalb des Salettl, dessen Eingang mit dem Getäfel und Intarsien der ehemaligen Veranda ausgekleidet wurde. „Hier werden unsere Gäste zur Weinverkostung im gemütlichen Rahmen geladen. Nach dem Genuss der optimal gelagerten Spitzenweine, kann es schon mal vorkommen, dass die ,Sperrstunde’ kräftig überzogen wird,“ schmunzelt. Speckbacher.
Für die weitere Zukunft ist Werner Speckbacher optimistisch.
Das Stammpublikum wird durch die bewährte Rechenhofküche bestens verwöhnt und hält dem historischen Haus am Sonnenplateau die Treue. Besonders freut es mich zu sehen, wenn die Kinder älterer Gäste jetzt bei uns Urlaub machen. Ich habe festgestellt, dass nicht alle Menschen in Mallorca oder Ibiza urlauben wollen. Der Rechenhof ist ein Traditionsbetrieb und wir versuchen mit einem guten bodenständigen Angebot und einem fairen Preis-Leistungsverhältnis unsere Gäste zufriedenzustellen. Wir möchten ein ganz normaler, ländlicher Ausflugsgasthof bleiben.“
Das wird geschätzt. Denn an prominenten Gästen mangelt es auch heute nicht. Die Tatsache, dass ein Mitglied der Habsburger-Familie, Franz Habsburg-Lothringen mit seinen Töchtern und Gattin bereits seit Jahren immer wieder den Rechenhof als Urlaubsdomizil auswählt, belegt wohl mehr als alles andere, das Geschichte lebt.
(Walter Mair)